Die Symptomatik der Legasthenie

Die Symptomatik der Legasthenie zeigt sich in der Rechtschreibung mit zahlreichen Rechtschreibfehlern und im Lesen mit einer deutlich verlängerten Lesezeit und zahlreichen Lesefehlern. Weiterhin findet sich bei vielen Kindern eine psychische Folgesymptomatik aufgrund der Misserfolge beim Erlernen des Lesen und Schreibens.

1. Symptomatik der Legasthenie beim Lesen

Bei sehr schweren Formen gelingt das Erlernen des Lesens nur auf einem sehr niedrigen Niveau. Trotz schulischer Förderung gelangen diese Kinder über das Niveau eines Leseanfängers nicht hinaus.
Die typische Symptomatik im Lesen bei Legasthenie zeigt sich in einer erhöhten Lesezeit und zahlreichen Fehlern, die je nach Schweregrad der legasthenen Symptomatik unterschiedlich ausgeprägt sind. Die Lesesymptomatik kann weiter differenziert werden.

Lesezeit: Eine deutlich verlängerte Lesezeit trifft man bis auf wenige Ausnahmen bei allen Kindern mit Legasthenie an. Auch die Gruppe der sogenannten Schnellleser (schnelles Lesen mit zahlreichen Fehlern und häufigem Raten) weisen fast immer eine verlängerte Lesezeit aufgrund ihrer Korrekturen auf.
Lesefehler: Neben dem langsamen Lesen sind besonders die Lesefehler für die Lesesymptomatik bei Legasthenie kennzeichnend. Es handelt sich dabei um das Auslassen von Buchstaben, Endungen und Wortteilen bzw. um entsprechende Hinzufügungen.
Um einen ausreichenden Lesefluss zu erzielen, erfinden einige Kinder Wörter bzw. raten und vermeiden so das (langsame) Erlesen schwerer Wörter

Neben Lesefehlern zeigt sich die Leseproblematik auch in Stockungen vor und innerhalb von Wörtern. Bei Jüngeren Kindern mit Legasthenie findet man häufig noch ein “buchstabierendes” Lesen. Lesen entspricht hier einem schnellen Buchstabieren, da das Zusammenschleifen der Buchstaben noch nicht erlernt wurde.

2. Symptomatik der Legasthenie beim Schreiben

Beim Schreiben zeigt sich die Symptomatik der Legasthenie in zahlreichen Rechtschreibfehlern. Bei Diktaten, in denen ungeübte Texte realisiert werden, erzielen Kindern mit Legasthenie in der Regel die Note Sechs. Die Symptomatik in der Rechtschreibreibung, d.h. die Rechtschreibfehler können weiter spezifiziert werden.

Wortruinen: Bei sehr schwerer Symptomatik und bei Schreibanfängern. Das Wort kann aufgrund zahlreicher Auslassungen und Vertauschungen von Buchstaben nur sehr schwer entziffert werden.
Wortdurchgliederungsfehler: Wörter werden nicht lautgetreu verschriftet. Es werden Buchstaben ausgelassen, vertauscht und hinzugefügt. Das Wort bleibt jedoch gut lesbar.
Wahrnehmungstrennschärfefehler: ähnlich klingende Buchstaben wie g und k sowie b und p werden verwechselt.
Orthografische Fehler: Rechtschreibfehler verschiedener Fehlertypen wie Fehler bei der Konsonantenverdopplung, Dehnung und S-Schreibung.

Bezüglich der Symptomatik der Rechtschreibung bei Legasthenie ging man früher von sogenannten legasthenietypischen Fehlern aus, d.h. einer Ansammlung spezifischer Fehlerarten, an denen man ein Kind mit Legasthenie identifizieren könne. Dies hat sich jedoch nicht bestätigt. Das Hauptkennzeichen einer Legasthenie (bezogen auf das Schreiben) sind die zahlreichen Fehler trotz normalen Übens in der Schule und zu Hause.